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Eine Gedenktafel für einen Nationalsozialisten

Wer schon mal am Gipfel des Hochobirs in Kärnten/ Koroška war, hat sie vermutlich schon gesehen. Die Gedenktafel mit dem Eisernen Kreuz. Doch der Name darauf ist vielen gänzlich unbekannt. Hans Steinacher. Auf der Tafel wird er als wichtiger Bestandteil des Kärntner Abwehrkampfes gewürdigt, aufgestellt von der Landjugend Gallizien/Galicija.

Doch wer war dieser Mensch?

Es ist eigentlich ganz einfach dies raus zu finden. Google, Wikipedia. Dort erkennt jede*r nach kurzem Lesen bereits, was für ein widerlicher Mensch Hans Steinacher war.

Er wurde 1892 in Bleiberg/Plajberk pri Beljaku geboren. Während seines Studiums war er bei der damalig verbotenen alldeutschen Burschenschaft „Gothia“, deren Wahlspruch „Ohne Juda, ohne Rom wird gebaut Germanias Thron“ lautete. Ebenso war er im Kärntner Abwehrkampf und an der Spitze des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA) tätig.
So weit so widerlich.
Doch es geht noch weiter. Er war beteiligt daran, das die VDA die Rassengesetze einführte, die es nur mehr „Deutschstämmigen“ erlaubte beizutreten. Ebenso ordnete er an, dass der Hitlergruss als offizieller VDA-Gruss erklärt wurde. Achja, er bezeichnete sich übrigens selbst als „Reichsführer“. Er meinte, dass Österreich auf die Dauer nicht lebensfähig sei und es müsse an Deutschland angegliedert werden.
Ein weiterer seiner Sätze lautete: „Durch die geschichtliche Großtat des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler vom 13. März 1938 ist Kärnten nun wieder im Deutschen Reich und als deutsches Südland sein untrennbarer Teil.“

1937 wurde er – wegen Unstimmigkeiten mit der Führungsebene der Nationalsozialisten – dazu gezwungen die VDA aufzugeben.

Nach dem Fall Nazi-Deutschlands wurde er frei gesprochen und konnte wieder in die Politik zurückkehren. Er gliederte sich bequem bei der derzeitigen Regierungspartei ÖVP ein. 1949 wurde er fast von der Volkspartei und der hauptsächlich von ehemaligen Nazis neu gegründeten VDU (Verein der Unabhängigen) zum Kärntner Landeshauptmann bestimmt. Dies verhinderte nur eine Kooperation auf nationaler Ebene zwischen den Sozialdemokraten und der Volkspartei.
1952 wurde er Kärntner Parteiobmann-Stellvertreter der ÖVP.

Nach seiner politischen Zeit setzte er sich in seinen Gut in Miklauzhof – Sittersdorf/ Miklavčevo – Žitara vas zur Ruhe.
Kurz vor seinem Tod bekam er noch von der Kärntner Landesregierung eine „Sonderpension“ bezahlt, da er durch seine kurze Arbeitstätigkeit in Österreich nur eine kleine Rente bekam.

Und diesem Menschen widmet die Landjugend Galizien/Galicija eine Gedenktafel.

Eine Gedenktafel zu Ehren der Antifaschistischen Widerstandskämpfer_innen und Partisan_innen fehlt seit jeher an einem der Orte, an dem die Partisan_innen gegen die Faschisten kämpften und so Europa – zusammen mit den Alliierten und der Roten Armee – von den Nazis befreiten.

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