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Ein Abend mit dem BZÖ Feldkirchen

Am Freitag den 29. März lud das BZÖ Feldkirchen zu einer bahnbrechenden Veranstaltung. Es gäbe viele neue Erkenntnisse zum Tod des ehemaligen Landeshauptmannes Dr. Jörg Haider.
An sich ist das natürlich sehr witzig und nicht ernstzunehmen, aber wir dachten uns, dass ein genaueres hinschauen sicherlich nicht schaden wird.

„Wenn man erstmal die rote Pille der Matrix geschluckt hat, dann glaubt man den Medien kein Wort mehr“

Das Publikum bestand aus vorwiegend älteren Menschen, die sich ihrer Meinung schon sehr sicher waren, was am 11. Oktober 2008 passierte. Immer wieder kam es zu Zwischenrufen wie „Illuminati“ oder „Geheimdienst“.
Vorbereitet wurde eine Powerpoint-Präsentation (die wirklich schlecht war). Es wurden Medienberichte vorgelegt, Fotos verglichen und über die Steine, die einen während der privaten Ermittlungen in den Weg gelegt wurden, gejammert. Der vortragende des BZÖ berief sich ständig auf Medienberichte, die seine Meinung unterstrichen, dann aber wurden ähnliche, teils gleiche Quellen wieder als Fake-News abgetan, wenn sie ihm wiedersprachen. „Wenn man erstmal die rote Pille der Matrix geschluckt hat, dann glaubt man den Medien kein Wort mehr“, behauptete er dann plötzlich. Spätestens dann wurde uns klar, wohin die Reise gehen wird.

Des Öfteren hatten sie kleinere technische Probleme mit der Powerpoint-Präsentation, was natürlich passieren kann, aber die Glaubwürdigkeit solcher Menschen sehr schrumpfen lässt, wenn sie dann gleichzeitig wissenschaftliche Behauptungen zum Unfallhergang aufstellten und dabei nicht mal eine primitives Programm wie Powerpoint begreifen.
Es wurden Bilder vom Unfallauto verglichen, die in anderen Winkeln und mit anderem Licht fotografiert wurden, sodass klare Behauptungen gar nicht getroffen werden können. Unterstrichen wurden diese „Fakten“ stets mit „Glabts ma des, des geht nit“, oder „also wenn ma des ana erklärn konn bitte, I vasteh des nit“.
Da wir aber auch keine Physiker*innen und Unfallforensiker*innen sind, werden wir hier nicht gegenargumentieren können. Darauf zielten die beiden „Aufklärer“ natürlich ab. Das Publikum kaufte ihnen anfangs jedes Wort ab.
Eine der vielen „Ungereimtheiten“ können wir aber tatsächlich hier schon aufklären. Es wurde eine Videosequenz vom „dubiosen Polizeiauto“ gezeigt. An der Unfallstelle befand sich ein weißes Auto, mit einem roten, durcgehenden Streifen auf der Seite. Unterbrochen wurde der Streifen mit der Aufschrift „Polizei“. „Also I hob noch nie so a Polizeiauto gesegn. Des gibts nirgends in Österreich“, wurde behauptet. Nicht ganz. Das „dubiose Polizeiauto“ ist ein altes Gendamerieauto. Googelt man „Gendamerieauto“ so findet mensch unzählige Bilder von weißen Fahrzeugen mit rotem durchgenden Streifen, der mit der Aufschrift „Polizei“ oder „Gendamerie“ unterbrochen wird. Ein Relikt aus der Umstellungsphase am Land von Gendamerie zu Polizei. Kein schlechtgemachter Fake, wie uns das das BZÖ weißmachen wollte.
Nicht irrelevant war die Behauptung, dass Stefan Petzner, jahrelanger Schatten Jörg Haiders, Haiders Mord beauftragt haben soll, oder zumindest ein Insider war. So zitierten die Vortragenden aus Petzners Buch „Haiders Schatten“ und glaubten, er hätte sich damit selbst entlarvt. In einem Gespräch zwischen Haider und Petzner solle Haider ihm gesagt haben, dass er nicht mehr lange leben werde. Petzner antwortete mit „Ich weiß, dann musst du die Zeit die du noch hast genießen.“. Damit solle zumindest bewiesen sein, dass Petzner etwas wusste. Auch habe Petzner zum Unfallzeitpunkt ständig die APA-Webseite aktualsiert, als würde er auf die Meldung des Unfalls warten. Die Vortragenden unsterstellten somit Petzner wäre involviert gewesen.
Solche Behauptungen sind nicht klug aufzustellen. Petzner könnte hier definitiv rechtliche Schritte in Erwägung ziehen. Damit würden das BZÖ zwar einen Prozess über Haiders Tod bekommen, aber nicht so wie sie sich das vorstellen.

Kritisiert wurde auch der mediale Umgang mit dem Unfall. So zitierte der Vortagende aus einer „jüdischen“ Zeitung. Richtig. Nicht aus einer israelischen Tageszeitung. Nein. Es ist eine „jüdische“ Zeitung. Das Thema Israel und die Juden schwingte während des gesamten Vortrags im Hintergrund mit. Beschuldigt wurden auch die Freimaurer. Weil ja angeblich die meisten Politiker*innen in Österreich Freimaurer sind und somit kam ein peinliches Gerede von Illuminati dabei heraus.
„Merkel ist eine Volksverräterin“, behauptete der Vortragende des BZÖ.
Auch der amtierende Landeshauptmann Peter Kaiser wurde angegriffen. „Er soll sich gescheida amol um die armen Kärntner kümmern, anstatt um seine Asylanten“.
Klar kann das BZÖ keine Veranstaltung ohne Hetze gegen Medien, links-grün-versifft und Flüchtlinge abhalten. Ein klares muss der rechtsextremen Hetze.

Neue Erkenntnisse gab es, wie zu erwarten, keine. Es wurden lediglich die Verschwörungstheorien rund um Jörg Haider der letzten 10 Jahre an einem Abend zusammengefasst.
Glücklicherweise sahen das sehr viele Zuseher*innen genauso und machten gegen Ende ihrem Ärger Luft. Im Saal erhitzte sich die Stimmung schnell und die Vortragenden verloren stellenweise die Fassung. Auch ihre Unterstützer*innen im Publikum wurden ausfällig, den kritischen Stimmen gegenüber.
Viele Menschen verliesen darauf auch den Saal. Ein Erfolg war dieser Abend also sicher nicht.
Es befand sich auch eine Medienvertreterin im Publikum, die sich gegen Ende mehreren Anfeindungen ausgesetzt sah. Ihre Fragen wurden ihr nicht beantwortet.

Das BZÖ ignoriert viele Fakten rund um den Tod Haiders. Während ihrer „Ermittlungen“ haben sie stets Verschwörungen erfunden und Skandale entwickelt. Nach diesen Methoden ist es nicht möglich wissenschaftlich zu arbeiten. Es spielt aber keine Rolle, denn mit dem Mythos Jörg Haiders lässt sich eben viel Geld und Aufmerksamkeit gewinnen.
Es wurde auch betont, dass es ständig Morddrohungen gegen die „Aufdecker“ gegeben hätte. Ist klar. Und als sie dann mit der „Wahrheit“ an die Öffentlichkeit gingen, leben sie noch. Interessant.
Auf die Frage, warum denn mit den „neuen“ Erkenntnissen nicht Druck auf die Politik ausgeübt wird um die Ermittlungen neu aufzunehmen, kam das Übliche „wir haben ja keine Chance“ und „Deswegen machen wir das für euch. Ihr sollt wenigstens die Wahrheit wissen.“
Tatsache ist, dass deren Erkenntnisse keiner kritischen Hinterfragung durch Staatsanwaltschaft und Wissenschaft standhalten würden. Können sie nicht mal einfachen Menschen im Publikum kritische Fragen ohne Beleidigung und Denunzierung entgegen treten. Da ist es leichter sich als Opfer des Systems dazustellen, das von einer Elite gesteuert wird.

Der Vortragende des BZÖ und der „unabhängige“ Hobby-Detektiv sind unseres Erachtens nach Antisemiten und Verschwörungstheoretiker. Die Partei stützt ihn in seiner Arbeit und lässt ihn wirre Theorien auf öffentlichen Veranstaltungen präsentieren. Gut, dass sie dort sind wo sie hingehören. Unter 5%.

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